Wandel im Handel: Wie der Online-Handel den stationären Handel ins Luxussegment drängt

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Vor rund drei Jahrzehnten war Edeka noch ein Netz von kleinen Tante-Emma-Läden. Wer heute einen Edeka-Supermarkt betritt, wird nicht von Tante Emma begrüßt, sondern mit angenehmer Musik, kunstvoll arrangierten Früchten und leckeren Probierstationen willkommen geheißen. Doch das ist noch lange nicht genug. Die neuesten Verkaufsideen des größten deutschen Lebensmitteleinzelhändlers zeigen: der Trend geht auch im Einzelhandel eindeutig in Richtung Event-Shopping. Das gilt nicht nur für den Branchen-Primus, sondern auch für Aldi, Lidl & Co.

„Verweilen“ heißt der Trend im neuen Edel-Supermarkt

Es scheint, als ob der stationäre Handel sich am Internethandel ein Beispiel genommen hätte, wenn das erklärte Ziel inzwischen heißt: Der Kunde soll so lange wie möglich im Geschäft verweilen. Davon versprechen sich nicht nur Online-Shops mehr Umsatz, sondern eben auch der Supermarkt um die Ecke. Entsprechend rüsten die Handelskonzerne inzwischen auf. Bei Edeka geht der „Verweil“-Trend einher mit einer Hinwendung zum Edel-Supermarkt mit exklusivem Angebot und einer Aufenthaltsqualität wie in der Gastronomie. Erst jüngst eröffnete unweit der Düsseldorfer Kö eines der neuen Edeka-Aushängeschilder seine Tore: der 10.000 Quadratmeter große Event-Supermarkt von Edeka-Händler Heinz Zurheide. Ausgestattet mit 65.000 Produkten, einer Champagnerbar, die 120 verschiedene Champagnersorten zur Degustation bereithält, einer Schau-Confiserie, einer italienischen Bäckerei, einem vegetarischen Restaurant und einem Kobe-Rind-Grill, zeigt diese Edeka-Filiale: hier wird das Einkaufen zum sinnlichen Event. Doch an was erinnert dieses Verkaufskonzept denn nur? Ja, richtig! An das traditionsreiche Konzept vom Warenhaus!

Die Warenhaustradition erfährt eine Wiederbelebung

Bis heute haben die Namen wohlbekannter Warenhäuser noch einen exklusiven Nachklang: vom Kaufhaus des Westens in Berlin über das Flaggschiff des Galeria Kaufhof-Konzerns an der Hohen Straße in Köln bis hin zum Oberpollinger in München, hier wurde und wird bis heute die Idee vom „Kunden König“ gehegt und gepflegt. Sinnliche Erlebnisse, exklusive Produkte und außergewöhnliche Services harmonieren hier perfekt mit gastronomischen Verweilangeboten und einem Sortimentsumfang, der seinesgleichen in der Umgebung sucht. Dass dies inzwischen zum Trend im deutschen Handel geworden ist, beweisen auch Discounter, wie Aldi und Lidl. Seit wenigen Jahren investieren die Billig-Einzelhändler umfassend in ein edleres Erscheinungsbild und möchten damit ihre Marktstellung in Zukunft gegen die zunehmende Konkurrenz aus dem Online-Lebensmittelhandel nachhaltig ausbauen.

Discounter mausern sich zu Supermärkten

Die führenden Discounterketten scheinen langsam erwachsen zu werden, wenn sie ihre Verkaufszimmer nicht nur ordentlich aufräumen, sondern auch besonderen Wert auf Lifestyle legen: So sind die seit Jahrzehnten bekannten Paletten inzwischen tabu. Produkte werden nun einzeln ins Regal geräumt und wenn überhaupt noch Kartons zu entdecken sind, dann nur noch mit Hochglanzdruck im Holzimitat. Neben die wohlbekannten No-Name-Marken treten nun wie selbstverständlich bekannte Markenprodukte und pünktlich zu Ostern und Weihnachten reihen sich Luxus-Delikatessen und Designer-Kollektionen ins Sortiment ein. Dabei wird der Discounter-Kunde in den neuesten Geschäften ebenfalls von sinnlichen Eindrücken begrüßt, wenn gleich am Eingang der Backautomat den Duft von Frischgebackenem verströmt, Go-Away-Drinks und Snacks den hungrigen Blick auf sich ziehen und Obst und Gemüse genauso attraktiv und heimatverbunden präsentiert werden, wie auf dem benachbarten Wochenmarkt.

Fazit

Wo etablierte Supermarkt-Ketten zu Kauf- und Warenhäusern werden und klassische Discounter die neue Nische zunehmend ausfüllen, da findet eine Verschiebung zugunsten der Qualität und Kundenfreundlichkeit statt. Denn auch wenn die „Geiz-ist-geil-Mentalität“ dem Verlangen nach einem Einkauf, der bewusst und mit allen Sinnen erlebt werden kann, weicht, so ändert das nichts an der Tatsache, dass der Wein im Discounter immer noch 3.49 € und im Supermarkt eben knapp 6 € kostet. Damit jedoch die preisbewusste Zielgruppe nicht ins Internet abwandert, muss sowohl die Verweildauer des Kunden erhöht als auch mit sinnlichen Erlebnissen und einzigartigen Vorteilen nachhaltig untermauert werden.


Gastautor: Daniela Fehrenbacher